Eintagesleben - One day life



Was wäre, wenn wir alle 100 Jahre alt würden? So lautete der Titel des Magazins "Brandeins".

Ich hatte mich schon vor dieser Ausgabe des Magazins mit dem Gedanken beschäftigt und verfasste einen Text mit der Überschrift "Steve McQueen". Was wäre, wenn wir alle unser Lebenszeit-Ablaufdatum kennen würden?

Betrachten wir unsere Lebenszeit, so liegt der Wunsch der meisten Menschen in einem möglichst langen Leben. Heute kam mir jedoch der Gedanke: Was wäre jedoch, wenn unser Leben nur einen Tag dauern würde? Eine Eintagsfliege gleich. Kaum geboren, schon gestorben. Was für ein schrecklicher Gedanke. Man würde doch so vieles verpassen, was man in den "hoffentlich vielen" Jahren erlebt. Stünden einem nur 24 Stunden Lebenszeit zur Verfügung.

Gleichzeitig kam mir jedoch der Gedanke, dass einem sehr viel erspart bliebe und das Eintagesleben unvorstellbar intensiv sein müsste.

Die Wahrscheinlichkeit, Dinge gleich mehrfach an einem Tag zu erleben, scheint recht gering. Alles ist neu. Alles wird neu entdeckt, und das Leben gleicht einem Dauerzustand eines Neugeborenen.

Wir wären vollkommen. Vollkommen frei von Schuld, da wir nicht wüssten, was Schuld ist. Frei von Hemmungen, da wir nicht wissen, was Scham bedeutet. Frei von Angst, da wir nicht wüssten, was Angst ist, frei von allem. Frei von Sorgen, da wir nicht wüssten, was Unglück ist. Frei von Neid, da wir alle gleich wären.

Wäre ein Eintagesleben wunderbar, weil wir nicht wüssten, dass es andere gibt, die Zweitages- oder Mehrtagesleben leben?

Würden wir unser so kurzes Leben mehr schätzen? Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde? Oder liegt der Wert des Lebens nicht in der Anzahl an Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen und Jahren?

Was macht das Leben, egal wie kurz oder lang es ist, lebenswert? Bedarf es einer bestimmten Dauer, um glücklich zu sein?

Wie erlangen wir einen Zustand der Freude, der Zufriedenheit und vor allem, wie schaffen wir es am Ende von all dem loszulassen, ohne den Wunsch zu haben, noch länger zu leben, selbst wenn wir könnten?

Wie schaffen wir es, alles in Dankbarkeit anzunehmen und alles so zu nehmen, als wäre es das erste und gleichzeitig das letzte Mal?

Was ist der Sinn meines Lebens?

Das habe ich mich einmal mehr gefragt, und meine Antwort wird für mich mit den Jahren immer klarer.

Glücklich sein in der Zeit, die ich habe. Wünscht sich das nicht jeder? Ich weiß es nicht.

Ich habe gelernt, bei mir zu bleiben. Doch was ist mein Glück?

Innere Balance, und die steht im unmittelbaren Zusammenhang mit allen Faktoren, die diese gefährden.

Meine Umwelt und die Mitmenschen, die mich umgeben.

Wie kann ich dafür sorgen, dass beides nicht so starken Einfluss auf mich nimmt, dass meine innere Balance aus der Mitte gerät?

Meinen Standort verändern? Meinen Arbeitsplatz wechseln? Meine Beziehungen beenden? Mich allem entziehen?

© [2024] [Arno Burgi] Alle Rechte vorbehalten


What if we all lived to be 100? That was the title of the magazine "Brandeins".

I had already been thinking about this before this issue of the magazine and wrote a text with the headline "Steve McQueen". What if we all knew our lifetime expiration date?

If we look at our lifespan, most people want to live as long as possible. But today the thought occurred to me: what if our lives only lasted one day? Like a mayfly. Barely born and already dead. What a terrible thought. You would miss out on so much that you experience in the "hopefully many" years. If you only had 24 hours to live.

At the same time, however, it occurred to me that I would be spared a lot and that one-day life would have to be unimaginably intense.

The probability of experiencing things several times in one day seems quite low. Everything is new. Everything is newly discovered and life is like the permanent state of a newborn.

We would be perfect. Completely free of guilt, as we would not know what guilt is. Free from inhibitions, as we would not know what shame means. Free from fear, as we would not know what fear is, free from everything. Free from worry, because we wouldn't know what unhappiness is. Free from envy, because we would all be the same.

Would a one-day life be wonderful because we wouldn't know that there are others who live two-day or multi-day lives?

Would we appreciate our short lives more? Every second, every minute, every hour? Or is the value of life not in the number of seconds, minutes, hours, days and years?

What makes life worth living, no matter how short or long it is? Do we need a certain length of time to be happy?

How do we achieve a state of joy, contentment and, above all, how do we manage to let go of it all at the end without wishing we could live longer, even if we could?

How do we manage to accept everything with gratitude and take everything as if it were the first and at the same time the last time?

What is the meaning of my life?

I have asked myself this once again, and my answer has become clearer and clearer to me over the years.

To be happy in the time I have. Isn't that what everyone wants? I don't know.

I have learned to stay with myself. But what is my happiness?

Inner balance, and this is directly linked to all the factors that jeopardize it.

My environment and the people around me.

How can I ensure that neither has such a strong influence on me that my inner balance is thrown off center?

Change my location? Change my job? End my relationships? Withdraw from everything?

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