Loslassen - Letting go
Neun Monate war ich Teil eines anderen Menschen. So wie wir alle, war die einzige Chance meines
noch so jungen ungeborenen Lebens die Nabelschnur die einzige Möglichkeit zu überleben, bevor
das Leben erst losging. So durchlebte ich neun Monate in der Abhängigkeit von meiner Mutter.
Unselbstständig und fest verbunden, teilten wir neun Monate voller Freude, Sorgen, Ängsten und
Viele mehr. Ich kann mich nicht darin erinnern, obgleich man sagt, dass gerade diese Zeit die wohl
prägendste Zeit unseres ganzen Lebens sein soll.
Und dann kam der Tag an dem sich alles änderte.
Meine Geburt. Alles auf Null und schau zu, wie du klar kommst mit den dir noch verbleibenden
Lebensjahren. Die wohl grundlegendste Lehre erlebte ich wie alle Menschen, seit Anbeginn der
Menschheit, in den ersten Sekunden meines Lebens. Das was ich lernen musste, mussten alle
Menschen vor mir und alle Menschen nach mir lernen und es begleitet uns alle ein Leben lang, bis
zum Ende und in wessen Geborgenheit wir uns dann übergehen, obliegt einzig und allein einem
Selbst und dem Glauben daran. Keine Mutter, die uns in uns wiegt und die Verantwortung für unser
ungeborenes Leben trägt.
Jeder, sei er noch so berühmt, noch so reich, noch so arm, ein Staatsoberhaupt, ein König, ein
Gelehrter, ein Wissenschaftler, ein Nobelpreisträger, Buddha, Jesus, Allah einfach jeder erlebte den
wohl einschneidendsten Moment in seinem so jungen Lebens unfreiwillig.
Das erste „Loslassen“
Der freie Fall in ein Leben nach der Geborgenheit. Durchgeführt meistens von einem Menschen,
den man zuvor nicht einmal kannte und sicherlich nie wieder in seinem Leben wiedersehen wird,
mit einem kalten Werkzeug. Früher den Zähnen, einem scharfen Stein, einer Schere und heutzutage
mit einem Skalpell, wird die wichtigsten Verbindung zu einer anderen Person in einer Sekunde für
immer durchtrennt.
Die Nabelschnur durchtrennt, für immer getrennt.
Viele Jahre sind seitdem vergangen und je älter ich wurde, standen immer mehr Fragen im Raum,
nach deren Antwort ich suchte und oft nicht fand.
Nach all den Erfahrungen, den Enden und Anfängen, dem Hinfallen und Aufstehen, den Höhen und
Tiefen, der Trauer und der Freude, fand ich in einem Wort zwar keine Antworten, aber einen
ständigen Begleiter und Wegweiser.
„Loslassen“
Zwei Wortteile, die allein für sich schon soviel sagen und zusammen noch mehr bedeuten.
„Los“ und „Lassen“
Ob wir es wollen oder nicht, werden wir immer wieder mit dem „Loslassen“ konfrontiert. Wir
nehmen es wahr, bewusst oder unbewusst, doch in sich ist es immer der gleiche Prozess.
Die erste Trennung, noch nicht einmal körperlich gefühlt, doch sicher unterbewusst
wahrgenommen.
Was folgt, ist ein in sich ständiger, wiederholender Lernprozess, in Vorbereitung auf das letzte
„Loslassen“.
Wir gehen weg und lassen etwas zurück. Wir verändern uns und lassen das Alte Ich zurück.
Wir werden auf das Leben vorbereitet, indem wir das „Loszulassen“ lernen sollen.
Werde erwachsen. Der Übergang vom Kind zum Erwachsenen. Lernprozesse die immer in direkter
Verbindung mit dem „Loslassen“ stehen. Wir trennen uns von den Menschen, mit denen wir seit
unserer Geburt in so enger Verbindung standen, um selbst neu anzufangen.
Und woran halten wir uns jetzt fest?
Wir durchleben den zuvor erlebten Prozess mit all seinen guten und schlechten Zeiten neu. Gründen
vielleicht eine Familie und lernen auf ein Neues das „Loslassen“.
Wieder wird eine Nabelschnur durchtrennt, doch stehen wir diesmal auf der anderen Seite des
Aktes.
Und wieder müssen wir „Loslassen“ lernen. Ob wir wollen oder nicht. Das geliebte Kind, das wir
hoffen so gut wie möglich auf das Leben und das „Loslassen“ vorbereitet zu haben, verlässt uns.
Und woran halten wir uns jetzt fest?
Ehe, Freunde, Arbeit, Hobby, Glaube?
Egal woran wir auch festhalten, auch hier müssen wir immer wieder loslassen.
Großeltern und Eltern sterben und wir müssen „Loslassen“.
Manche Ehen zerbrechen, manche Freundschaften auch. Arbeitsplätze kündigen wir oder wir
werden gekündigt. Wohnorte verlassen wir und fangen neu an. Wir reißen ein und bauen auf.
Alles hat ein Ende und doch versuchen wir es festzuhalten, denn zu oft mussten wir „loslassen“.
So vergehen die Jahre und wir verlernen mit der Zeit das „Loslassen“.
Wie eine knöcherne Hand, die jahrelang etwas fest im Griff hält, lässt diese sich nicht mehr öffnen
und wir halten fest an allem, ob wir es wollen oder nicht.
Wie sollen wir etwas Neues in die Hand nehmen, wenn wir etwas Altes fest in der Hand halten?
Angst, das zu verlieren, was uns so lange begleitet hat, lähmt uns in unserem Handel nach dem
Wunsch etwas Neues zu beginnen.
Gefangen leben wir fest im Griff der selbst geschaffenen Strukturen, von denen wir uns nur schwer
lösen können, „loslassen“ können.
So reden wir uns Dinge schön. Verleugnen Tatsachen und gehen ungewollte Kompromisse ein, nur
weil wir Angst haben vor dem „Loslassen“
Flüchten vor der Realität. Rennen solange bis es nicht mehr geht und kommen dort an, wo nichts
mehr geht, um das „Loslassen“ neu zu lernen.
Lernen zu verstehen, dass „Loslassen“ der Beginn von etwas Wunderbaren stehen kann, dass
„Loslassen“ unumgänglich ist.
Wir werden eines Tages von allem „Loslassen“ müssen. Wenn das letzte Sandkorn die Seite in
unserer Lebensuhr wechselt und wir sterben, dann müssen wir ein letztes Mal „Loslassen“.
Doch wie wir „Loslassen“ liegt in unseren Händen. Das heißt zu Lebzeiten „Loslassen“ lernen.
Nicht verknöchern, sich selbst reflektieren und das eigene Leben betrachten. Stete Veränderung und
ständiges Üben, ansonsten verharren wir in der Starre und werden unflexibel und ängstlich.
Das Leben hat soviel Schönes zu bieten doch halten wir oft zu lange fest an alten Dingen, nur weil
wir Angst vor der Zukunft haben.
Manchmal bedeutet „Loslassen“ keinen Halt zu haben, bevor wir etwas Neues greifen können.
Manchmal brauchen wir Zeit um Kraft zu tanken, für den Griff nach etwas Neuem und manchmal
brauchen die Dinge Zeit um sie „Loszulassen“.
Es ist wichtig an Altem festzuhalten, doch genauso wichtig ist es „Loszulassen“
„An Anfang stand das Enden und am Ende stand der Anfang“
Wesentliches
Wo Wege enden
Licht nicht mehr leuchtet
Stimmen verstummen
und sich nichts mehr wendet
Ist vieles nicht wichtig
was zuvor noch so wichtig war
Wenn du gehst
dann halte fest doch lasse los
Schaue zurück
und immer nach vorn
Nur da wo Wege enden
wirst du es finden
Das Wesentliche
Dort wo Wege enden
© [2024] [Arno Burgi] Alle Rechte vorbehalten
For nine months, I was part of another person. Just like all of us, the only chance of my unborn life was the umbilical cord, the only way to survive before life began.life began. So I lived through nine months of dependence on my mother.
Independent and firmly attached, we shared nine months full of joy, worries, fears and many more. I can't remember it, although it is said that this time was probably the most formative time of our entire lives.
And then came the day when everything changed.
My birth. Everything to zero and see how you cope with the remaining years of your life. Like all people since the beginning of mankind, I experienced the most fundamental lesson in the first few seconds of my life. What I had to learn had to be learned by all people before me and all people after me had to learn and it accompanies us all throughout our lives, until to the end and it is up to us to decide whose security we will then enter self and the belief in it. No mother who cradles us within herself and bears the responsibility for our unborn life.
Everyone, no matter how famous, how rich, how poor, a head of state, a king, a scholar, a scientist, a Nobel Prize winner, Buddha, Jesus, Allah - simply everyone has experienced the probably the most incisive moment in their young lives involuntarily.
The first "letting go"
The free fall into a life after security. Usually carried out by a person you never knew before and will certainly never see again in your life, with a cold tool. In the past with teeth, a sharp stone, a pair of scissors and nowadays scalpel, the most important connection to another person is severed forever in a second severed forever.
The umbilical cord is severed, forever severed.
Many years have passed since then and the older I got, the more questions arose,
I searched for answers and often couldn't find them. After all the experiences, the endings and beginnings, the falling down and getting up, the highs and ups and downs, the sadness and the joy, I didn't find any answers in one word, but I did find a constant companion and guide.
"Letting go"
Two words that say so much on their own and together mean even more.
"Let go" and "let go"
Whether we like it or not, we are constantly confronted with "letting go". We perceive it, consciously or unconsciously, but in itself it is always the same process.
The first separation, not even physically felt, but certainly subconsciously perceived.
What follows is a constant, repetitive learning process in preparation for the final "letting go".
"Letting go".
We go away and leave something behind. We change and leave the old self behind. We are prepared for life by learning to "let go".Become an adult. The transition from child to adult. Learning processes that are always directly connection with "letting go". We separate ourselves from the people with whom we have been we have been so closely connected to since birth in order to start anew ourselves.
And what are we holding on to now?
We relive the previous process with all its good and bad times. Perhaps a family and learn anew how to "let go".
An umbilical cord is cut again, but this time we are on the other side of the act.
And again we have to learn to "let go". Whether we want to or not. The beloved child that we hope to have prepared as well as possible for life and "letting go", leaves us.
And what are we holding on to now?
Marriage, friends, work, hobby, faith?
No matter what we hold on to, we have to let go again and again.
Grandparents and parents die and we have to "let go".
Some marriages break up, some friendships too. We quit our jobs or we are made redundant. We leave our homes and start again. We tear down and rebuild.
Everything has an end and yet we try to hold on to it, because too often we have had to "let go".
So the years go by and over time we unlearn how to "let go".
Like a bony hand that has held something tightly for years, it can no longer be opened and we hold on to everything, whether we like it or not.
How can we take something new into our hands if we are holding on to something old?
Fear of losing what has been with us for so long paralyzes us in our quest to start something new desire to start something new.
We live trapped in the grip of the structures we have created ourselves, from which we find it difficult to let go of.
So we talk ourselves into things. Deny facts and make unwanted compromises just because we are afraid of because we are afraid of "letting go"
Running away from reality. We run until we can't run any more and arrive at a point where nothing to relearn how to "let go".
Learning to understand that "letting go" can be the beginning of something wonderful, that "Letting go" is inevitable.
One day we will have to "let go" of everything. When the last grain of sand changes sides in of our life clock and we die, then we will have to "let go" one last time.
But how we "let go" is in our hands. That means learning to "let go" during our lifetime.
Don't become ossified, reflect on yourself and look at your own life. Constant change and constant practice, otherwise we remain rigid and become inflexible and anxious.
Life has so many beautiful things to offer, but we often hold on to old things for too long just because we are afraid of the future.
Sometimes "letting go" means not having a foothold before we can grasp something new.
Sometimes we need time to recharge our batteries, to reach for something new and sometimes things need time to "let go".
It is important to hold on to the old, but it is just as important to "let go"
"In the beginning was the end and in the end was the beginning"
Essentials
Where paths end
Light no longer shines
Voices fall silent
and nothing turns anymore
Many things are not important
What was so important before
When you leave
then hold on but let go
Look back
and always look forward
Only where paths end
you will find it
The essentials
Where paths end
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